Bundeschampionat 2011

Das Bundeschampionat in Warendorf - nicht umsonst wird es auch das Schaufenster der Deutschen Pferdezucht genannt. Egal ob man ins Dressurviereck, in den Parcours oder ins Gelände schaut - ein Pferd umwerfender als das andere.

Da es unser erster Besuch in Warendorf war, waren wir Anfangs schon etwas von den vielen Eindrücken geplättet...

Aber von Anfang an - da Cavallandra, bedingt durch Michis engen Terminplan, sich erst kurz vor dem BuCha qualifiziert hatte, war es ein Ding der Unmöglichkeit noch ein Hotelzimmer in der Nähe zu bekommen. Unsere Freunde Frank und Eveline Haustein, die Cavas Werdegang vom ersten Tag an mit begleitet haben, machten dann den Vorschlag, mit dem Wohnwagen nach Warendorf zu fahren. Quasi mittendrin statt nur dabei.

Als wir gegen 23 Uhr an dem Gelände angekommen sind, hatten wir erstmal Probleme uns zu orientieren. Herr Jung sagte uns nur, das Cava in dem Stallzelt der Springpferde stehen würde, dort wäre auch ihr LKW geparkt und für uns der Stellplatz für den Wohnwagen reserviert. Nach langer Suche und langen Fahrten über diverse Feldwege, haben wir dann unser Ziel endlich erreicht. Zwischen all den Wohnwagen und Pferdetransporter haben wir dann den Wohnwagen abgestellt und freuten uns auf den nächsten Tag, denn da stand die erste Geländeprüfung für Cavallandra und Michi an.

Am nächsten Morgen fanden wir erstmal heraus, das wir in bester Gesellschaft waren : direkt neben uns "wohnte" der Olympiasieger der Vielseitigkeitsreiter, Hinrich Romeike mit seiner Familie, 2 Wohnwagen weiter hatte sich Elmar Lesch niedergelassen.

Da um 9.30 Uhr die Einlaufprüfung begann, eine Geländepferdeprüfung der Kl. A, machten wir uns rechtzeitig auf dem Weg zur Geländestrecke. Die Anlage ist wirklich traumhaft schön, ein herrlicher Rasen, wunderschön geschmückte Hindernisse und überall gut gelaunte Menschen. Das Wetter spielte auch mit und so haben wir kurzentschlossen eine Streckenbegehung gemacht. Zum Teil standen da schon echt heftige Sprünge, die Nervosität stieg rapide.

Als die ersten Pferde die Strecke beendet hatten war uns klar, das das auf keinen Fall ein Selbstläufer wird. Viele Pferde verweigerten und/oder hatten Probleme in der Zeit zu bleiben.

Dann war Cavallandra an der Reihe. Claudia hatte sie wieder wunderschön gerichtet, sie glänzte in der Sonne und hatte wieder ein tolles Muster im Fell. Wir hatten sie 4 Wochen nicht gesehen und waren beeindruckt, wie sie in der Zeit nochmals Muskulatur aufgebaut hatte. Sie sah einfach nur spitze aus.

Michi begann mit einem ruhigen Tempo, so hatte man zumindest den Eindruck. Die beiden nahmen die Sprünge mit sehr großer Sicherheit, egal ob durchs Wasser oder über den Wall, man hatte nicht einmal den Eindruck das da eine Unsicherheit gewesen wäre. Nach etwas über 4 Minuten war es auch schon vorrüber, die beiden waren in der Zeit und wurden mit der Wertnote 8,6 belohnt. Das war erstmal die Führung, aber es sollten noch viele top Pferde und Reiter kommen. Am Ende war es die drittbeste Note. Da die Prüfung in 2 Abteilungen platziert worden ist, hieß das dann Platz 2 in der Einlaufprüfung.

Am nächsten Tag gings dann "um die Wurst". Die Finalprüfung stand an, die besten 16 Paare würden sich für das Finale qualifizieren.

Viele Pferde gingen heute deutlich besser als am Tag davor, man merkte das sie nun mit dem Platz vertraut waren. Es gab weniger Verweigerungen, nur leider Andreas Dibowski hatte mit beiden Pferden großes Pech an den Wassersprüngen und schied dort mit beiden Pferden aus. Dadurch merkten wir wieder, das auch ein Profi mal Pech haben kann und dementsprechend stieg auch wieder unsere Aufregung.

Als dann Michi mit Cava an der Reihe war, konnten wir die Anspannung schon fast nicht mehr ertragen. Auf der Hinfahrt nach Warendorf hatten wir noch darüber gesprochen, das es für uns das Größte wäre, würde es Cava ins Finale schaffen. Und nun war es so weit, unsere Gesichtsfarbe wechselte ständig von hochrot zu kreidebleich.

Aber auch diesmal sprang Cavallandra alle Sprünge mit bewundernswerter Sicherheit. Michi ritt sie so klug und passend an die Sprünge hin, es war echt eine riesen Freude ihnen zuzuschauen. Viel schneller als gedacht war sie über dem Kurs, obwohl diesmal eine längere Strecke in kürzerer Zeit verlangt wurde, hatten die beiden auch diesmal eine der besten Zeiten. Diesmal hieß die Wertnote 8,8 und die Freude über den Einzug ins Finale war riesig. Michis Mutter war sich zwar schon am Tag davor sicher das sie sich noch steigern würde, aber eine 8,8 in der Finalqualifikation, das war schon unglaublich. Auch diesmal war es die drittbeste Note, wieder der 2. Platz in der 2. Abteilung und das Finale sicher erreicht.

Abends haben wir uns die Warendorfer Pferdenacht angesehen. Warendorf ist wirklich ein traumhaft schönes Städtchen, es lag ein ewig langer roter Teppich in der Fußgängerzone aus, überall waren Pferde und Bühnen auf denen Musiker spielten, man konnte bis spät in die Nacht einkaufen und überall konnte man draußen sitzen, sich unterhalten und etwas trinken. Das war dann wirklich schon fast wie Urlaub....

Samstag Morgen um 9 Uhr ging dann die Dressur los. Cava und Michi waren 12. Paar. Michi saß ewig lang mit uns auf der Tribüne, ich rutschte schon völlig aufgeregt auf meinem Sitz hin und her und dachte ständig, aber jetzt muß er doch endlich mal anfangen mit Abreiten ? Irgendwann ( es war schätzungsweise das 7. Paar im Viereck ) verschwand Michi dann in Richtung Abreiteplatz, aber von Cava war immer noch nichts zu sehen. Ich malte mir schon unzählige Dinge aus, Pferd nicht fit, Uhrzeit verpeilt, etc. Als dann das 10. Paar mit der Prüfung begann, tauchte auf einmal Cava auf und Michi fing endlich mit Abreiten an. Wir wären wohl zu diesem Zeitpunkt schon längst fertig mit Abreiten.... Durch die lange Wegstrecke vom Stallzelt zum Dressurplatz war sie schon aufgewärmt, Michi ritt sie dann nur etwas locker.

Michi ist halt Profi, er kann Cava schon richtig gut einschätzen und hat versucht ihre Kräfte zu schonen so weit es ging. Aber das haben wir dann erst später nach dem Springen registriert, als viele Pferde dann einfach mit ihrem Kräften am Ende waren und Sonntags dann einen wirklich kaputten Eindruck machten.

Zum Glück ist unsere Cava-Maus ein so cooler Knochen, als es dann auf den Dressurplatz ging, schaute sie nicht nach rechts und nicht nach links, sie war nur auf ihren Reiter fixiert. Michi saß wie reingeklebt, alles klappte wunderbar, angefangen von einer korrekten Grußaufstellung, fantastischen Übergängen, es war wirklich ein Genuß den beiden Zuzusehen. Christoph Hess kommentierte anschließend den Ritt, lobte die Harmonie und ihre Stärke in der Trabtour, lediglich der Galopp hätte etwas mehr bergauf gesprungen sein können. Sie vergaben die Wertnote 8,4 und am Ende war das der 2. Platz in der Dressur.

Bereits um 14.30 ging es mit dem Springen weiter, das auf dem großen Springplatz stattfand. Wir waren von der Kulisse schon etwas erschlagen, überall weiße Zelte, Fahnen wehten im Wind und die Aufregung stieg ins grenzenlose, immerhin war Cava mit Michi zuvor erst ein Parcours auf einem Turnier gesprungen.

Es war ein anspruchsvoller Parcours, mit 2 Distanzen und überbautem Wasser. Zum Glück hat Cava einen solchen Piloten als Reiter, Michi ritt sie bei jedem Sprung optimal an den Absprung, Cavallandra war hoch konzentriert und sprang den kompletten Parcours fehlerfrei. Karsten Huck lobte anschließend die harmonsiche Runde im gleichbleibenden Tempo und die stets sichere Anlehnung. Die Vorderbeintechnik hätte teilweise etwas besser sein können, aber sie vergaben die 8,2, die beste Note die beim Springen vergeben wurde !

Somit stand es schwarz bzw blau auf weiß auf der Anzeigetafel : Cavallandra FBW ging als Führende in die abschließende Geländeprüfung am Finaltag !

Wir konnten es nicht fassen, nicht im Traum hätten wir uns das erhofft, man muß auch nochmal erwähnen das Cava erst seit März bei Michi Jung steht und vorher noch nie etwas mit festen Hindernissen zu tun hatte. Und nun war sie nach Dressur und Springen bestes Pferd, der besten 5 jährigen Vielseitigkeitspferde Deutschlands !

Der Kurs Sonntags war sehr schwer und anspruchsvoll, Michi meinte das wäre eher ein M Kurs, offiziell aber hieß es, eine Geländepferdeprüfung der Kl. L zu bewältigen.

Auch diese sehr hohen und zum Teil wahnsinnig breiten Hindernisse sprang Cava mit traumhafter Sicherheit, leider ließ das Wetter Sonntags stark zu wünschen übrig, immer mal wieder regnete es, zum Teil sehr stark. Trotzdem legten die beiden einen Bilderbuchritt hin, immer im gleichmäßigen Tempo, sicher in der Anlehnung und man hatte wirklich an keinem Hinderniss das Gefühl, das da eine Unsicherheit war.

Leider entsprach Cava nicht ganz dem Prototypen des gewünschten Vielseitigkeitspferdes, obwohl sie von allen Pferden über die 4 Tage die konstanteste Leistung zeigte. Ihre Runde wurde mit 8,5 bewertet und da das Gelände doppelt zählt wußten wir sofort, das wird nicht reichen. Und so war es dann auch, gleich der nächste Starter entsprach mehr dem Ideal, bekam eine 9,5 und somit war Cavallandra Vize-Championesse.

Im ersten Moment waren wir schon ein kleines bischen enttäuscht, aber dann kam sofort die riesige Freude über die herausragende Leistung unserer kleinen Maus und natürlich auch ihrem Reiter, der sie so fantastisch sicher und harmonisch vorgestellt hat.

Bei einigen Gläsern Sekt mit der Familie Jung und unseren Freunden die Cava vor Ort die Daumen gedrückt haben ( ihr seid wirklich spitze, vielen lieben Dank Euch, auch an diejenigen, die per CMH mitgefiebert haben ) , haben wir nochmals ihre Runden besprochen und man kann wohl zu recht behaupten, das sie an allen 4 Tagen stets ihr Bestes gegeben hat, sie war zuverläßig, hat gekämpft und immer alles für ihren Reiter gegeben.

Wir sind unglaublich stolz auf Cavallandra !